PSNV B – Psychosoziale Notfallversorgung

Einleitung

Die Arbeit der Bergwacht ist Bestandteil des professionellen Rettungsdienstes. Mit allen, die in Bayern am Rettungsdienst beteiligt sind, teilt die Bergwacht eine zentrale Aufgabe: die Verhinderung schwerer gesundheitlicher Folgeschäden. Unter „Verhinderung schwerer gesundheitlicher Folgeschäden” wird z.B. im chirurgischen Bereich verstanden, dass ein Patient mit einer Unterschenkelverletzung entsprechend versorgt und beim Transport gelagert wird, damit nach Heilung der Fraktur der Patient das Bein uneingeschränkt wieder bewegen kann.

Allerdings wurde über Jahre im Rettungsdienst in Deutschland vernachlässigt, dass es auch schwere gesundheitliche Folgeschäden im psychischen Bereich gibt. Denn zur Gesundheit gehören nicht nur körperliche, sondern selbstverständlich auch seelische Aspekte. Man weiß und kann belegen, dass chirurgische Verletzungen heilen und evtl. eine Narbe zurücklassen, während bestimmte psychische Verletzungen das Leben der Betroffenen tiefgreifend verändern können und zu schwersten gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Wenn sich also Rettungsdienstmitarbeiter in Aus- und Fortbildungen mit der Frage beschäftigen, wie sie verantwortet und effektiv akut psychisch traumatisierte Menschen betreuen können, dann ist das kein humanitärer oder weltanschaulicher Luxus, sondern Bestandteil eines zeitgemäßen, modernen Rettungsdienstes.

Die Einbeziehung psychotraumatologischer Standards in die Arbeit der Bergwacht ist keineswegs so neu, wie der ungewohnte Begriff vielleicht zunächst vermuten lässt. Jeder Angehörige der Bergwacht weiß aus seiner Praxis, dass er einen verletzten Patienten zur Kooperation motivieren muss. Er hat intuitiv gelernt, wie er dies am Besten macht.

Früher wurde dazu oft gesagt, dass jeder irgendwie „trösten” oder „Hand halten” könne, dass man ganz automatisch und mit etwas gesundem Menschenverstand schon wisse, wie man sich in diesen Situationen richtig verhalten soll. Dies ist auch heute nicht unbedingt falsch. Allerdings haben wir heute darüber hinaus zu diesen Fragen gesicherte psychologische, wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, um in schwierigen Situationen auf Mitmenschen fachgerecht zuzugehen und mit ihnen umzugehen.

Davon profitiert nicht nur der Patient, seine Angehörigen (oder manchmal leider auch die Hinterbliebenen), sondern ebenso die Bergwacht und letztlich der Bergretter selbst.

Organisation und Struktur der PSNV

Die Arbeitsgruppe Notfallmedizin, welche sich aus den Abschnittsärzten zusammensetzt, hatte festgelegt, dass die Krisenintervention und Stressbearbeitung im Bergrettungsdienst zu einem festen Bestandteil der Arbeit und Ausbildung der Bergwacht Bayern werden muss. Sie hat empfohlen, eine eigenständige Gruppe mit Fachmännern zu besetzen, um diese Thematik zu erarbeiten und umzusetzen. Im September 2000 traf sich diese Gruppe zur ersten konstituierenden Sitzung in der Landesgeschäftsstelle der Bergwacht Bayern. Bei der MEDTEC Berg 2000 wurde KID Berg erstmals öffentlich in der Bergwacht vorgestellt und gleichzeitig die Einsatzbereitschaft bekannt gegeben. Das KID Berg setzt sich ausschließlich aus erfahrenen Bergwachtmännern- und Frauen zusammen, die eine hoch qualifizierte Zusatzschulung durchlaufen haben. Ihre Ausbildung und Arbeitsweise im Einsatz entsprechen gesicherten psychotraumatologischen Erkenntnissen.

Sie betreuen die Betroffenen und entlasten die Einsatzleiter. Ebenso verhält es sich im Bereich der Stressbearbeitung nach belastenden Einsätzen (SbE). Dazu umfasst das KID Berg Team derzeit ca. 43 ausgebildete Mitarbeiter.

Ein ständiger Hotlinedienst (08041-4391500), der von erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist, garantiert die Einsatzbereitschaft und Beratung. Unter der Adresse kid-berg@bergwacht-bayern.org könnt Ihr jederzeit Anfragen zur Arbeit von KID-Berg stellen.

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